DIE STADT LUDWIGSHAFEN AM RHEIN MIT IHREM CHEF-GÄRTNER ERHÄLT AUSZEICHNUNG DER KARL-FOERSTER-STIFTUNG 2021
Ludwigshafen am Rhein, 14. August 2021 – Mit der diesjährigen Auszeichnung ehrt die Karl-Foerster-Stiftung nicht (nur) eine Stadt für ihre vorbildlichen Grünflächen, sondern explizit eine Person, die wesentlich für diese Qualität verantwortlich ist: den Gärtnermeister Harald Sauer.
Harald Sauer, der Preisträger diesjährigen Karl-Foerster-Auszeichnung.
Die herausragenden Staudenpflanzungen im Eingangsbereich des Hauptfriedhofs, beim angrenzenden Grünflächenamt sowie insbesondere im nahen Ebertpark sind in Fachkreisen längst ein Mekka zeitgemäßer Pflanzenverwendung. Harald Sauer hat es in den vergangenen 10 Jahren verstanden, mit kleineren und größeren Veränderungen nicht nur Teilbereiche, sondern ganze Anlagen auf das höchste Niveau zu heben, dass auch die Bürger wertzuschätzen wissen.
Die Stadt Ludwigshafen am Rhein hat trotz eingeschränkter finanzieller und personeller Mittel die Arbeit Harald Sauers unterstützt und ihm die notwendigen gestalterischen Freiheiten geboten. Auch der sehr aktive „Förderkreis Ebertparks e.V.“ hat zum Gelingen dieser vorbildhaften Entwicklung beigetragen.
Dieses Engagement würdigte die Karl-Foerster Stiftung für angewandte Vegetationskunde am 14.August mit der Verleihung der Karl-Foerster-Auszeichnung, um eine Signalwirkung für mehr qualitätvolles Grün auch in andere Städte auszusenden.
Im Beisein von politischen Vertretern der Stadt, des Freundeskreises, Wegbegleitern, Gärtnern und der früheren Leiterin für Grünflächen und Friedhöfe, Gabriele Wolter, überreichte die Vorsitzende des Kuratoriums der Karl-Foerster-Stiftung, Dr. Jeong-Hi Go, die Auszeichnung an Harald Sauer und die Stadt Ludwigshafen, vertreten durch Gabriele Bindert (Leiterin Bereich Grünflächen und Friedhöfe beim Wirtschaftsbetrieb Ludwigshafen) und Andreas Schwarz (Beigeordneter für Finanzen, Ordnung, Immobilien und Bürgerdienste).
In rahmenden Vorträgen würdigten die Kuratoriumsmitglieder der Karl-Foerster-Stiftung, Prof. Dr. Bernd Hertle (hier der Vortrag), Prof. Dr. Norbert Kühn und Prof. Cassian Schmidt (hier der Vortrag) die Arbeit Harald Sauers, machten zugleich aber auch auf die Bedeutung vielfältiger, ökologisch wertvoller Bepflanzungen im Klimawandel und vor allem der qualitativ hochwertigen Pflege aufmerksam.
„So perfekt gestaltete und vor allem so gut gepflegte Staudenpflanzungen im öffentlichen Grün mit einer so unglaublichen Kreativität und Innovationskraft, suchen in Deutschland ihresgleichen. Der Holländer Piet Oudolf, der derzeit wohl bedeutendste und weltberühmte Pflanzendesigner, ist Mitte August letzten Jahres extra nach Ludwigshafen gereist ist, um Harald Sauer zu treffen. Oudolf hat diesen positiven Eindruck sehr nachdrücklich bestätigt und war begeistert“, so Kuratoriumsmitglied Prof. Cassian Schmidt.
In den letzten Jahren sind etliche Pflanzungen hinzugekommen, welche Harald Sauers unglaubliches Repertoire der Gestaltungsmöglichkeiten mit Stauden zeigen. Typisch für seinen Verwendungsstil sind kraftvolle Richtungs- und Texturkontraste, rhythmisierte Gruppierungen und Wiederholungen, die trotz einer recht großen Pflanzenvielfalt stets ruhig, gut strukturiert und wohl überlegt wirken. Obwohl farblich eher zurückhaltend, sind seine Pflanzungen stets spannend und ganzjährig voller Überraschungen. Die ausdrucksstarke Form einer Pflanze und der Zustand nach der Blüte sind ihm wichtiger als die Blüte selbst. Viele seiner verwendeten Pflanzen wird man wohl sonst nirgends im öffentlichen Grün in Deutschland sehen. Harald Sauer ist deshalb gut mit anderen Pflanzenverwendern und Gärtnern vernetzt. Er experimentiert ständig mit Neuem, rückt Pflanzen mit großem Potential in den Fokus, die bisher in der Verwendung weitgehend übersehen wurden: Glyzyrrhiza yunnanensis, Datisca cannabina, Silphium morii, Amsonia in Sorten, Calamagrostis arundinacea ‘Lushan‘, Poa labillardieri oder Elsholzia stauntonii, um nur einige zu nennen. Inzwischen hat er sich dadurch einen unverkennbaren Stil mit hohem Wiedererkennungswert erarbeitet.
Geschickt verwendet er in den Pflanzungen immer wieder strukturierende, regelmäßig auf den Stock gesetzte Gehölze („Coppicing“) mit farbigem Laub, wie purpurlaubige Cotinus dummeri ‘Grace‘, Albizia julibrissin ‘Summer Chocolate‘ und Lagerstroemia indica-Sorten sowie silberlaubige Salix exigua und gelblaubige Rhus typhina ‘Tiger Eyes‘.
Diese verwendet er teilweise sogar in seinem ebenfalls sehr ungewöhnlichen und innovativen Wechselflor im Ebertpark. Interessant sind auch seine Topiarys aus Taxus baccata ‘Schwarzgrün‘, die er als vegetative Felsen mit unregelmäßigen Ausbuchtungen geschnitten, geschickt in seine gräserreichen Matrixpflanzungen integriert und so eine ganz neue Ästhetik aus naturhaft-wilden und kontrastierenden formalen Elementen schafft.
Neuerdings wagt sich Harald Sauer auch an extensivere Konzepte, mit denen er derzeit im Ebertpark experimentiert, beispielsweise mit robusten Stauden angereicherte Giersch-Säume oder mit Rosen und Coppicing-Gehölzen angereicherte Wiesen.
Wir wünschen Harald Sauer weiterhin innovative Ideen, gute Pflegekräfte und vor allem die notwendige Unterstützung seitens der Stadt.
Autor: Cassian Schmidt und Jonas Reif
© copyright Karl-Foerster-Stiftung