DER KARL-FOERSTER-ANERKENNUNG IM PETER-JOSEPH-LENNÉ-PREIS 2022

Die Karl-Foerster-Anerkennung ist im Peter-Joseph-Lenné-Preis des Landes Berlin integriert und wird seit 1965, der Gründung der Stiftung verliehen. Für Arbeiten, die besonders qualitätsvolle Beiträge zur Pflanzenverwendung aufweisen, wird die Karl-Foerster-Anerkennung mit insgesamt 1.500 Euro Preisgeld vergeben. 

Die Preisverleihung fand am 18.11.2022 in der Akademie der Künste am Pariser Platz Berlin im Rahmen einer sehr würdevollen Abendveranstaltung statt. Die Karl-Foerster-Anerkennung wurde von Prof. Norbert Kühn an die Studierenden übergeben.

Dieses Jahr haben wir erfreulicherweise zwei Arbeiten mit vier Teilnehmenden ausloben können.

Aufgabe A – Regional – Berlin

„Neue Synapsen für das Campusquartier“ – Gartencampus Weissensee Preisträgerin: Bernadette Brandl, München

Aufgabenstellung:
Die seit 1946 bestehende Kunsthochschule Weißensee ist aktuell auf fünf Standorte verteilt. Mit dem städtebaulichen Projekt Campus Weißensee soll die Hochschule am Hauptstandort in Weißensee zusammengeführt und nach Norden erweitert werden. Aufgabe im Lenné-Verfahren ist es, kreative, zukunftsweisende Konzepte zu entwickeln, die aufzeigen, wie die Hochschule durch freiraumplanerische Maßnahmen sinnvoll mit der Nachbarschaft vernetzt werden könnte und welche öffentlichen, halböffentlichen und privaten Grünräume auf dem Campus entstehen könnten. Dabei soll eine sinnvolle Verteilung von Nutzungsangeboten (Erholung, Sport, Spiel, Begegnung) sowie eine Mehrfachnutzung von Freiflächen erreicht werden. Die Dach- und Fas­sadenflächen der Hochschule sind in diese Betrachtungen einzubeziehen. Möglichkeiten der Partizipation (Studierende und Nachbarschaft) sind vorzusehen.

Aus dem Urteil des Preisgerichtes:

Mit dem Konzept „Neue Synapsen für das Campusquartier“ ist der Arbeit eindrucksvoll gelungen, auf der stadtplanerischen Ebene die kleinteiligen, teils wenig genutzten Grünräume des Quartiers zu einer zusammenhängenden Grünraumstruktur zu vernetzen. Der Gartencampus Weißensee wird strukturiert zu einem Zentrum mit wichtigen Verbindungen zur Nachbarschaft. Dies geschieht, indem auf den Wegen dorthin der ruhende Verkehr reduziert wird und stattdessen neue Baumreihen, Retentionsflächen, Rad- und Fußwege geplant werden.
Bemerkenswert ist, dass die Arbeit auf der Detailebene durch eine eine hochwertige reichhaltige, gärtnerische Struktur Antwort findet. Die kleingärtnerische Nutzung wird aufgegriffen, und diese auf gelungene Weise neuinterpretiert.
Die von der Dach- über die Vertikalbegrünung bis hin zu Stauden alle Ebenen einschließende Pflanzenverwendung ist überzeugend. Die Arbeit setzt sich mit dem Thema Klimaresilienz detailliert auseinandersetzt.

Bernadette Brandl hat zu ihrer Arbeit „Gartencampus Weissensee“ – Klimaresilientes Pflanzkonzept für den Campus der Kunsthochschule Weissensee die folgenden Erläuterungen verfasst:

Eingebettet zwischen großräumigen Kleingartenanlagen, Friedhofsarealen und dem benachbarten Sportvereinsgelände, befindet sich der Campus der Kunsthochschule Berlin-Weissensee mitten im Grünraumgeflecht des Ortsteils Weissensee. Durch die ehemalige Nutzung des Gebiets als Kleingartenanlage und die für Weissensee typischen, großflächigen Grünräume schlägt der Entwurf einen verknüpfenden Grünraumbaustein mit einem klar definierten Quartierszentrum vor – den Gartencampus. Um das Quartier in die Umgebung anzuknüpfen, sollen übergreifende Grünstrukturverbindungen zu den benachbarten Stadträumen hergestellt werden. Quartiers-Entrées, Plätze, Höfe, grüne Taschen und der Ausbau des öffentlichen Grünzugs werden bewusst zu Anknüpfungspunkten für die Öffentlichkeit. Bisher anonyme und teils ungenutzte Grünflächenpotenziale zwischen den Wohnbebauungen werden zum Gartencampus zusammengeschlossen und die Flächen als Quartiersgemeinschaftsfläche aufgewertet. 

Neben dem Erhalt des Baumbestands im Gartencampus wird dieser im Zentrum um einige neue klimaangepassten Baumarten fortgesetzt. Hopfenbuche Ostrya carpinifolia, Gleditschie Gleditsia triacanthos ‚Sunburst‘ und Amberbaum Liquidambar styraciflua sind hitzetolerant, passen sich an städtische Klimabedingungen gut an und sind als mittelgroße Bäume gute Schattenspender. Im Herbst setzen Amberbäume mit ihrer auffälligen Herbstfärbung einen farblichen Akzent im Hof. Der wertvolle Obstbaumbestand der ehemaligen Kleingartenanlage soll östlich weitestgehend verpflanzt bzw. neu angepflanzt werden und als zusammenhängender Obstgarten der Nachbarschaft zugänglich gemacht werden.Die Staudenpflanzung im neuen vierten Hof des Gebäudeensembles der Kunsthochschule ist auf eine Arten-Zusammensetzung ausgerichtet, die im öffentlichen Raum als robuste und pflegeextensive Mischung von Vorteil ist und leicht von den Studierenden selbst gepflegt werden kann. Die Artenauswahl ist zudem als insektenfreundliche Nahrungsquelle geeignet. Sonnenliebende Stauden mit einer Substratmischung mit sehr hohem mineralischen Anteil haben sich in der Anfangssphase bewährt, da die Stauden hier kaum durch die Bäumen verschattet werden und einen großen Wasserbedarf besitzen. Wenn die Bäume eine gewisse Größe erreicht haben, können die Stauden sukzessive durch schattenverträglichere Arten ersetzt werden und das Substrat mit humus- und nährstoffreichreichem Oberboden gemischt werden. 

Das Konzept soll dazu beitragen, dass sich die Pflanzenzusammensetzung des neuen Campusareals über die nächsten Jahrzehnte den jeweiligen Lebensphasen entsprechend entwickeln kann. Zugleich soll sich die Bepflanzung so an die Herausforderungen des Klimawandels in Großstädten sukzessive anpassen können. 

Aufgabe C – International – Budapest

„Reconnecting nature & community“ – Landschaftsarchitektonische Gestaltung des Waldgebietes TerebesiPreisträger*innen: David Kovacs, Zsuzsa Patka, Timea Reggel, Budapest

Aufgabenstellung:
Die Stadt Budapest will den Anteil der städtischen Grünflächen in den kommenden Jahren deutlich erhöhen. Insbesondere auf der Pester Seite ist der Anteil der Waldflächen mit Erho­lungsfunktion eher gering.
Im Stadtentwicklungskonzept Budapest 2030 und anderen Planwerken, wird der Terebesi als wichtiges Entwicklungsgebiet für Pest ausgewiesen. Hier könnte ein Stufenkonzept – bestehend aus einem Park und einem naturnahem Parkwald – umgesetzt werden, um Freizeit und Erho­lung sowie Grünvernetzung und Artenvielfalt zu fördern.
Im Lenné-Verfahren werden Vorschläge erwartet, wie Freizeit und Erholung, Ökologie, bio­logische Vielfalt und verschiedene Gemeinschaftsaktivitäten integriert werden können.

Aus dem Urteil des Preisgerichtes:

Der Entwurf RECONNECTING NATURE & COMMUNITY sieht eine Grünflächengestaltung mit einer klaren Erschließung vor, die eine gute Orientierung bietet. Das Wegesystem ist konse­quent in Haupt- und Nebenwege gegliedert. Räumlich entsteht ein Freiraum mit Waldflächen an den Rändern und einem offenen, vielfältig nutzbaren Bereich in der Mitte.
Der Entwurf konzentriert sich auf die naturnahe Erneuerung der Vegetation in den Waldgebie­ten, während gleichzeitig neue Erholungsfunktionen geschaffen werden.
Die Vorschläge zur Bepflanzung der Grünflächen sind detailliert und gut auf den Charakter des Ortes und die lokalen klimatischen Bedingungen abgestimmt mit differenzierten Vorschlägen zur Pflege und zur Entwicklung der Stadtrandvegetation.
Vielversprechend ist der Ansatz, das Entwicklungsgebiet in einem schrittweisen Prozess über mehrere Jahre hinweg partizipativ zu entwickeln. Diese Gedanken zum Entstehungsprozess des Parks werden von der Jury besonders gewürdigt.

Preisgekrönte Arbeit in Überblick