KARL-FOERSTER-ANERKENNUNG IM PETER-JOSEPH-LENNÉ-PREIS 2020
Am 30.10.2020 wurden die Gewinner der Karl-Foerster-Anerkennung im Rahmen einer Online-Preisverleihung bekannt gegeben.
Das Team von Lucia Neumann, Franziska Marquardt, Jannis Schiefer und Tobias Grünewald für ihre Arbeit Bewahren – Fortschreiben – Transformieren, die sich mit der Planung der Pflanzenverwendung und Weiterentwicklung des Hauptfriedhofes der Stadt Frankfurt/Main auseinandersetzt, ausgezeichnet.
Die Arbeit überzeugte durch die schlüssige Integration der Vegetation in das Gesamtkonzept des Friedhofs, die den Entwurf entscheidend mitprägt. Der Titel Bewahren – Fortschreiben – Transformieren verrät, dass sich die Verfasser:innen mit der zeitlichen Perspektive und den Veränderungen in der Friedhofsanlage auseinandersetzen. Dafür erstellten sie eine Zeitachse, die die Veränderungen über die Jahre und Jahrzehnte aufzeigt.
Der nordöstliche Friedhofsteil soll sich allmählich zum Friedforst entwickeln. Dafür werden die Bestandsbäume ausgelichtet und durch Neupflanzungen bereichert. Die Verfasser*innen setzen auf „schnellwachsende Klimabäume“ wie Pawlownia tomentosa,
Populus x berolinenis, Liriodendron tulipifera und Acer platanoides. Bezüge zur klassischen Friedhofsvegetation stellt die darunter befindliche zweite Schicht aus Ilex und Taxus her. Wann immer in diesem Friedwald anonyme Bestattungen stattfinden, soll ein Baum gepflanzt werden, so dass sich die Flächen sukzessive verdichten und im Lauf der Zeit einen waldartigen Charakter annehmen. Neue Nutzungen werden sensibel eingefügt, ohne den Friedhofscharakter aufzugeben. Zugleich werden auch neue Bestattungsformen integriert, so dass die
Friedhofsnutzung weiter fortgeschrieben wird.
Eine besondere und dem Ort sehr angemessene Idee stellen die Saumpflanzungen aus texturauffälligen, buntlaubigen Gehölze und unempfindlichen, wildnishaften Stauden dar, die die Flächen bereichern und die Biodiversität erhöhen. Diese Saumpflanzungen werden im Coppicing-Stil angelegt. Es gibt drei verschiedene Typen: Waldsaum, Obsthain und Urbaner Saum. Die Auswahl der Pflanzen richtet sich nach den Themen und kann gut nachvollzogen werden. Diese Säume sind als fließende Grenzen zwischen verschiedenen Nutzungsthemen gedacht und passen gut zum Friedhofskontext. Dadurch, dass sie nur einmal im Jahr gemäht bzw. Auf-den-Stock-gesetzt werden müssen, ist die Pflegeintensität so reduziert, dass sie von der Friedhofsverwaltung auch erbracht werden kann. Streuobstwiesen und bienenfreundliche Wiesenflächen bereichern die Biodiversität zusätzlich.
Besonders positiv ist aufgefallen, dass die Pflegemöglichkeit und die Weiterentwicklung des Bestandes über die Jahre und Jahrzehnte einbezogen wurde.
Die Jury um Landschaftsarchitekt Heiner Luz (München) und Prof. Dr. Norbert Kühn (Berlin) zeigt sich beeindruckt vom Gesamtkonzept.