Hermann Mattern 1902 - 1971

Hermann Mattern

1902-1971
Gründer der Karl-Foerster-Stiftung.

Hermann Mattern war im 20. Jahrhundert stilprägend für landschaftliche Gärten und wohnliche Landschaften, außer in Deutschland auch in Schweden, Frankreich und der Schweiz, ohne sich dogmatisch festzulegen. Er entwarf außerdem zahlreiche Einfamilienhäuser und öffentliche Gebäude. Mattern gehörte zu den Wiederbegründern der Deutschen Gartenbaugesellschaft, war Gründungsmitglied der ‚documenta‘ in Kassel, er leitete die Erhaltung der Bücherei des Deutschen Gartenbaues in die Wege, war Mitglied der Akademie der Künste im Westen Berlins, Mitherausgeber der ‚Bauweltfundamente‘ und der Zeitschrift ‚Pflanze und Garten‘, er schrieb, meistens in Zusammenarbeit mit seiner Frau, zahlreiche Aufsätze und mehrere Bücher über Gärten und Umweltprobleme, darunter ‚Freiheit in Grenzen‘ 1937, ‚Die Wohnlandschaft‘ 1950, ‚Gärten und Gartenlandschaften‘ 1960, ‚Gras darf nicht mehr wachsen, 1964.

27.11.1902 geboren in Hofgeismar bei Kassel

1912 Wandervogel

1921 Gärtnergehilfenprüfung, danach Praxis in Landschaftsgärtnerei, Obstbau, Stauden- und Baumschulbetrieben

1924-26 Student der Gartengestaltung an der Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Berlin-Dahlem. Gasthörer am Bauhaus in Weimar u.a. bei Gropius und Schlemmer, Werkstudent u.a. bei Pniower

1926-27 Gartenbautechniker bei der Stadt Magdeburg

1927 nach kurzer Tätigkeit bei Leberecht Migge in Worpswede holte ihn Karl Foerster als Leiter seines neu gegründeten Entwurfsbüros nach Bornim. Planungstätigkeit in vielen europäischen Ländern

1928-34 Ehe mit Herta Hammerbacher

1935 Aufgabe der Leitung des Ausführungsbetriebes von Karl Foerster und Gründung eines eigenen Entwurfsbüros sowie der Planungsgemeinschaft Foerster-Mattern-Hammerbacher. Heirat mit der Fotografin Beate zur Nedden, die ihn lebenslang in seinen vielfältigen Aktivitäten unterstützte, nicht zuletzt als „ghost-writer“ 

1936 1. Preis im Wettbewerb für die Gartenschau auf dem Killesberg Stuttgart 1939 in Gemeinschaft mit dem Architekten Gerhard Graubner

1936-38 offiziell, offenbar aber auch später noch unter politischer Überwachung, da er an der ‚Roten Hilfe‘ beteiligt war, „daher also Kommunist“, von staatlichen Aufträgen ausgeschlossen

1938 Erwerb eines einsamen Bergbauernhofes in Oberbayern, der vor allem während des Krieges Zuflucht und Nahrungsgrundlage für viele Menschen wurde

1936-45 durch Alwin Seifert zunächst Landschaftsanwalt für die landschaftliche Einbindung der Autobahn um Berlin, später Berater für Ernährungsfragen, Obst- und Gemüseanbau bei der ‚Organisation Todt‘ in Rußland und Frankreich 

1945 Beginn der Gesamtplanung der Flüchtlingssiedlung Hinrichssegen in Oberbayern

1948 Berufung nach Kassel zur Wiedereinrichtung der Kunstakademie nach Gesichtspunkten des Bauhauses, heute Gesamthochschule. Bis 1961 Lehrtätigkeit an der Abteilung Landschaftskultur, die er gleichberechtigt neben Malerei, Grafik, Bildhauerei, Kunstpädagogik und Architektur stellte.

1949 Planungsgemeinschaft mit den Architekten Schwippert und Schweizer zur Einrichtung der Stadt Bonn als provisorisches Regierungszentrum 

1950 Wiederherstellung des Killesberges zur ersten Gartenbauausstellung nach dem Krieg

1955 Gestaltung des zerstörten Aue-Geländes in Kassel zur Bundesgartenschau. Das am Abhang zum Aue-Park zusammen mit Scharoun geplante Staatstheater wurde betrügerisch verhindert

1956-58 Für die Gesellschaft für Innere Kolonisation Durchführung von ca. 200 Aussiedlungen von Landwirtschaften aus beengten Dorflagen in Hessen, Baden-Württemberg und Franken, einschl. Entwicklung der Hoftypen, ausgestellt auf einer Sonderschau auf der Weltausstellung in Brüssel 1958. Auf diesen Arbeiten basierte die Idee der ‚Landschaftsaufbaupläne‘

1957 Ausstellung eines Beispiels einer Fußgängerstadt für die ‚Stadt von morgen‘ auf der Interbau Berlin, zusammen mit seiner Tochter Merete Mattern

1961-70 Ordinarius des Lehrstuhls für Landschaftsbau und Gartenkunst und Institutsdirektor an der Technischen Universität Berlin. Wie schon in Kassel war Matterns Lehre interdisziplinär, weltoffen und undogmatisch, Praxis und Wissenschaft gleichermaßen respektierend 

1965 Gründung der Karl-Foerster-Stiftung für angewandte Vegetationskunde

1966 Initiierung des Peter-Joseph-Lenne-Preises für junge Garten- und Landschaftsarchitekten, Planer, Wissenschaftler und Künstler

Am 17.11.1971 starb Hermann Mattern auf seinem Bergbauernhof in Oberbayern

Literatur

1982

Vroni Heinrich-Hampf (Bearbeitung)
Hermann Mattern: 1902 – 1971: Gärten, Gartenlandschaften, Häuser.

Akademie der Künste
ISBN: 9783883319230

2013

Vroni Heinrich

Hermann Mattern. Gärten – Landschaften – Bauten – Lehre. Leben und Werk

Eine biographische Studie als Beitrag zur Fachgeschichte der Gareten- und Landschaftsarchitektur im 20. Jahrhundert

Universitätsverlag TU Berlin
508 Seiten
ISBN: 978-3-7983-2525-8

2024

Lars Hopstock

Idyll and Ideology

Hermann Mattern and the Landscape to Live in

JOVIS VERLAG

416  Seiten
ISBN: 9783986120030

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